Fast täglich kommen wir mit Private Label Marken in Kontakt, doch kaum jemand weiß davon! Das Paradebeispiel für Private Label lässt sich in der Lebensmittelindustrie finden. Deutschlandweit bekannte Supermarktketten bieten neben den großen Marken auch immer eine Reihe von vergünstigten Hausmarken, wie beispielsweise “Ja!” (Rewe) oder “gut & günstig” (Edeka), an.
Doch wie funktioniert das Geschäftsmodell dahinter und wie kannst du dir mit Private Labeling selbst eine profitable Marke aufbauen?
In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte rund um das Thema Private Label. Wir gehen auf die Vor- und Nachteile ein und du wirst am Ende die komplette Funktionsweise von Private Label kennen. Du wirst zudem lernen, wie du Amazon als Verkaufsplattform für dein Private Label Business nutzen kannst.
Was versteht man unter Private Label?
Im Grunde genommen wird bei Private Labeling eine abgeänderte Produktversion unter einem eigenen Markennamen verkauft. Der Begriff “Private Label” kommt aus dem Englischen und steht für die in Deutschland bekannte Bezeichnung “Handelsmarke”. Bei diesem Geschäftsmodell werden die Produkte vorerst ohne Markenkennzeichnung hergestellt. In dieser Phase spricht man auch von White Label Produkten.
Was sind White Label Produkte?
Bei White Label Produkten spricht man von Produkten, die erstmal ohne Label bzw. Markenkennzeichnung hergestellt werden und später unter verschiedenen Marken, also Private Labels verkauft werden. Das eigentliche Produkt hinter den verschiedenen Label ist also ähnlich. Der Begrifft „White Label“ kommt daher, dass die Produkte oftmals bei der Produktion nur weiße Aufkleber haben. Händler kaufen diese White Label Produkte und bringen dann ihr eigenes Branding an. So wird aus dem White Label Produkt ein Private Label Produkt, das nun unter der eigenen Marke verkauft werden kann.
Im Gegensatz zu einer absoluten Neuentwicklung eines Produktes, suchen sich Private Label Verkäufer umsatzstarke, bereits am Markt etablierte Produkte und lassen vom Hersteller kleinere Verbesserungen am Produkt umsetzen (USPs).
Beispielsweise werden Größe, Farbe, Funktionsweise oder auch bestimmte Materialien verbessert, sodass ein neuer USP (Alleinstellungsmerkmal bzw. Unique Selling Point) für das Produkt entsteht. So kann sich ein Private Label Verkäufer leicht von der Masse abheben und auch seine Konkurrenz hinter sich lassen. Gleichzeitig hat er die Sicherheit, dass sich eine Version ohne die Verbesserung bereits sehr gut z.B. auf Amazon verkauft (Proof of Concept).
Aber wie kannst du selbst von Private Labeling profitieren?
Der Clou an Private Labeling ist, dass bereits mit kleinem Kapital ein Produkt erfolgreich gelauncht werden kann. Denn vom Hersteller können auch geringere Stückmengen gekauft werden und der Verkäufer weiß, dass bereits Nachfrage für dieses bestimmte Produkt besteht. Sobald die USPs in Absprache mit dem Hersteller festgelegt sind, muss nur noch eine geeignete Vertriebsplattform gefunden werden.
Vertriebsplattformen gibt es jedoch etliche. Die Populärsten sind wahrscheinlich ein eigener Online-Shop (z.B. Shopify) oder Ebay. Die wenigsten wissen aber, dass Amazon auch ein solcher Marktplatz ist, auf dem Händler ihre Produkte platzieren und erfolgreich an Millionen von Kunden verkaufen können.
Mit dem Amazon FBA Service (FBA steht für Fulfillment by Amazon) lässt sich der gesamte Versand- und Retourenservice sowie die Lagerung der Waren automatisieren. Gegen FBA Gebühren kann so der ganze Logistikaufwand auch für Private Label Verkäufer minimal gehalten werden. Ziemlich überzeugend oder?
Für wen ist dieses Modell geeignet?
Besonders für Einsteiger ist Private Label in den letzten Jahren immer interessanter geworden. Das ist nicht nur der zunehmenden Beliebtheit des E-Commerce zu verdanken, sondern auch dem immer stärker wachsenden Interesse an Unternehmensgründung und finanzieller Unabhängigkeit. Mit Private Label als Geschäftsstrategie lässt sich heute auf jeden Fall noch ein profitables Business aufbauen.
Unternehmer in diesem Bereich sollten ein Interesse an Produktentwicklung, Handel, Marketing und E-Commerce im allgemeinen mitbringen. Selbst wenn du in diesen Bereichen noch keine Vorkenntnisse hast, dich aber generell für das Thema interessierst, kannst du dich immer mit einer Portion Fleiß in diese Themenbereiche einarbeiten.
Wie funktioniert Private Labeling?
Damit du nun ein tieferes Verständnis über die Funktionsweise von Private Labeling bekommst, erhältst du jetzt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Wir schauen uns die einzelnen Schritte im gesamten Prozess an und klären die größten Fragen rund um das Geschäftsmodell Private Label.
Schritt-für-Schritt-Vorgang für erfolgreiches Private Labeling:
1. Voraussetzungen
Wenn du Produkte nach Deutschland importierst und an Endkunden verkaufst, gehst du einer gewerblichen bzw. unternehmerischen Tätigkeit nach. Das bedeutet, du musst zunächst ein Gewerbe anmelden und dich beim Finanzamt steuerlich registrieren. Das klingt ziemlich kompliziert, ist aber wirklich einer der einfachsten Schritte während dem ganzen Prozess. Eine komplette Anleitung zu den ersten Schritten findest du hier: Anleitung – die wichtigsten Schritte vor dem Start
2. Private Label Produkte finden
Zunächst geht es darum, ein wirklich gutes, umsatzstarkes Produkt auf dem Markt ausfindig zu machen. Das ist dein Fundament für ein erfolgreiches Business, ganz egal in welchem Bereich du tätig sein willst.
Hier solltest du auf jeden Fall ausreichend Zeit investieren, damit du auch wirklich sichergehen kannst, dass für dein ausgewähltes Produkt ausreichend Nachfrage besteht. Zudem willst du dich ja von Beginn an in einer Nische erfolgreich positionieren und das geht nur mit einem sehr gut ausgearbeiteten Produkt.
Für die Recherche nach Produkten gibt es nicht die eine Taktik, sondern viele unterschiedliche Herangehensweisen. Du kannst mit Brainstorming beginnen, dich Zuhause umschauen, welche Produkte du verbessern könntest, im Einzelhandel die Augen aufhalten oder auch über Amazon selbst deine Suche starten.
Einen Überblick über die unterschiedlichen Strategien und welche Tools dabei hilfreich sind, findest du in diesem Artikel: Produkte finden. Überlege dir genau, welche Aspekte du an bestehenden Produkten verbessern kannst und studiere deine Zielgruppe intensiv. Schließlich willst du dich mit deinem Produkt von deiner Konkurrenz abheben.
3. Private Label Hersteller finden
Wenn du dich für ein Produkt entschieden hast, geht es an die Herstellersuche. Hier gibt es auch wieder unterschiedliche Suchansätze. Die meisten Verkäufer suchen in China nach einem passenden Private Label Hersteller, denn hier herrschen größtenteils unschlagbar gute Angebote. Außerdem sind die Chinesen in diesem Bereich inzwischen sehr professionell aufgestellt und können qualitativ definitiv mit anderen Ländern mithalten.
Neben China lassen sich auch gute Produkte in Europa oder sogar Deutschland finden. Hier kommt es immer auf die jeweilige Nische an. Sei bei der Suche nach einem Private Label Hersteller vor allem auch kreativ und gib nicht so schnell auf. Die wohl bekannteste Plattform für chinesische Private Label Hersteller ist Alibaba.com. Inzwischen gibt es auch noch gute Alternativen, wie zum Beispiel made-in-china.com oder Europages. Einen hilfreichen Überblick über die wohl bekanntesten Verkaufsplattformen findest du in diesem Artikel: Hersteller finden
4. Produkte branden
Anschließend geht es in die kreative Phase und deine gefundenen Produkte werden an deine Marke angepasst. Die sogenannten “White Label” Produkte (Produkte ohne Markenlabel) werden so mit deinem eigenen Markennamen und Logo versehen (private labeling). Du kannst zusätzlich die Produktverpackung anpassen und dem Kunden durch eine individuelle Beschreibung weitere Hilfe für die Verwendung des Produktes mitliefern.
Lasse dir hier ausreichend Zeit, denn du willst mit deinem Produkt auch wirklichen Mehrwert für den Kunden schaffen und durch Qualität bestechen. Den Qualitätsaspekt kannst du dann auch in der Verpackung widerspiegeln. Weitere Branding-Tipps findest du in diesem Artikel: Das beste Logo für deine Amazon FBA Verpackung
Wir empfehlen dir in jedem Fall eine eigene Brand anzumelden – nur so kannst du deinen eigenen Charm hinsichtlich der Verpackung und dem Produkt einbringen. Zudem haben Markeninhaber einige Vorteile in Bezug auf Werbeformate und Listinggestaltung auf Amazon.
5. Mögliche Verkaufsplattformen
Wenn dein Produkt so weit ausgearbeitet ist, die Produktion anläuft und alles für den Verkauf bereit steht, wird es spannend: Welcher Vertriebsweg bietet sich denn nun am besten an und schafft dir als Private Label Verkäufer die größten Vorteile? Bekannte Plattformen, wie ebay und Shopify stehen meist an oberster Wahl. Wie eingangs bereits erwähnt, bietet aber der Amazon FBA Service ein wirklich gutes Angebot, was die Automatisierung deines Logistikaufwands betrifft. Welche weiteren Vorteile auf dich warten, erfährst du in den nächsten Abschnitten!
Private Label Produkte über Amazon (FBA) verkaufen
Wenn du Amazon als Verkaufsplattform wählst, hast du dir damit die weltweit größte Online Verkaufsplattform ausgesucht. Mit dem FBA Service bietet Amazon zahlreichen Marken einen Marktplatz, auf dem sich bereits potentielle Kunden befinden. Im Gegensatz zu einem eigenen Online Shop, den vor allem zu Beginn keiner kennt, können sich FBA Verkäufer direkt von Beginn an über kaufwillige Kunden freuen. Dies ist eines der größten Vorteile von Amazon.
Ebay hat das Problem, dass sich gewerbliche und private Verkäufer mischen, wodurch das Kundenvertrauen im Gegensatz zu Amazon deutlich geringer ist. Wer bei Amazon bestellt weiß, dass das Produkt innerhalb von einem Tag ankommt und eine Rücksendung überhaupt kein Problem darstellt. Mit Amazon FBA profitierst du von genau diesen Vorteilen und musst deine Kunden nicht mehr überzeugen, bei dir zu bestellen.
Hinzu kommt noch, dass mit dem FBA Service kaum Logistikaufwand für Private Label Verkäufer besteht. Amazon übernimmt die gesamte Abwicklung von Warenannahme, Einlagerung und Versand an den Kunden. Für den Service fallen Gebühren an, die je nach Größe und Art des Produkts variieren können.
Langfristiger Erfolg mit Private Label Produkten
Damit du dich auch langfristig als Private Label Verkäufer auf der Plattform halten kannst, solltest du auf jeden Fall immer die Qualität deiner Produkte im Vordergrund sehen. Schnelles Abverkaufen von Billigware wird langfristig einfach nicht funktionieren, dafür ist die Konkurrenz einfach zu groß geworden.
Damit du das beste Produkt deiner Nische anbieten kannst, solltest du dich immer in die Lage deiner Kunden versetzen. Studiere wortwörtlich deine Zielgruppe und suche nach Mängeln bei den bereits bestehenden Produkten. Schaue, was du besser machen kannst und denke immer an das Kauferlebnis deiner Kunden.
Zum langfristigen Erfolg gehört auch das Einhalten normativer und gesetzlicher Vorgaben. Hier solltest du immer auch die Produktsicherheit im Vordergrund haben. Überprüfe vor Produktion deines Produktes, ob womöglich Zertifikate oder bestimmte Nachweise benötigt werden. In diesem Artikel findest du einen ausreichenden Überblick der wichtigsten Zertifikate.
Ein wichtiger Punkt für den Erfolg als Private Label Verkäufer ist zudem das erfolgreiche Bewerben der Produkte. Denn wenn dich keiner deiner potenziellen Kunden sieht bzw. wahrnimmt, wie sollen sie dann dein Produkt kaufen? Auch hier bietet Amazon wieder eine gute Möglichkeit, die es z.B. auf Ebay nicht gibt. Mit Amazon PPC (Amazons interner Werbemöglichkeit) lassen sich Produkte zu bestimmten Keywords an erster Stelle positionieren, womit der Verkauf direkt angekurbelt werden kann.
Fazit – Amazon Private Label
Private Labeling ist ein Geschäftsmodell, was bereits mit niedrigem Kapital gestartet werden und dank großer Online Plattformen wie Amazon auch größtenteils automatisiert ablaufen kann. Das Geschäftsmodell folgt immer einer gewissen Schrittfolge, in die du hier einen guten Einblick bekommen hast.
Nichtsdestotrotz muss sich jeder Online Verkäufer vorher sehr genau in die Thematik einarbeiten und sollte auf jeden Fall Qualität als oberstes Merkmal sehen. Und so geht es weiter:
- Amazon FBA Anleitung – Die ersten Schritte für den Start!
- Amazon FBA Produkte finden – Produktrecherche Strategien
- Amazon FBA Hersteller finden – Tipps für das Sourcing
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Der Begriff “Private Label” kommt aus dem Englischen und steht für die in Deutschland bekannte Bezeichnung “Handelsmarke”. Bei diesem Geschäftsmodell werden die Produkte vorerst als White Label Produkte, also ohne Markenkennzeichnung, hergestellt. Anschließend kauft man als Händler diese Produkte und bringt sein eigenes Branding an. So wird aus dem White Label Produkt ein Private Label Produkt, das nun unter der eigenen Marke verkauft werden kann.
Private Label Produkte sind verbesserte oder abgeänderte Produktversionen eines bereits bestehenden, umsatzstarken Produktes.
Private Label Hersteller lassen sich auf bekannte Online Verkaufsplattformen, wie beispielsweise Alibaba.com oder auch Europages finden. Nicht alle Hersteller kommen aus China – inzwischen gibt es auch Möglichkeiten Produkte in Europa zu sourcen.
Ja, wenn du White Label Produkt einkaufst und sie in deinem Design branden lässt, dann verkaufst du deine eigenen Produkte. Es handelt sich hierbei nicht um den Handel mit so genannter Handelsware (z.B. von Apple), sondern um deine eigenen Produkte.
Nein. Wenn du bestehende Amazon Produkt 1zu1 z.B. auf Alibaba einkaufst und dann auf Amazon und Co.anbietest, dann wird es enorm schwer gegen die bestehende Konkurrenz mit dem identischen Produkt anzukommen. Du solltest für White Label Produkte immer USPs ausarbeiten und so vor allem über das Produkt überzeugen können und nicht nur über das Listing und den Preis.