Viele Amazon FBA Seller spielen irgendwann mit dem Gedanken, einzelne Listings bzw. Produkte oder das gesamte Business zu verkaufen. Die Gründe dafür sind vielseitig, sei es neue Interessen oder der Wunsch, etwas Größeres aufzubauen und auf einen Schlag viel finanzielle Möglichkeiten zu haben. Aber kann man ein Amazon Unternehmen überhaupt verkaufen? Gibt es dafür einen Markt und würde sich der Verkauf lohnen?
Aber auch der Kauf eines Listings kann eine attraktive Möglichkeit sein, in das Amazon FBA Business einzusteigen oder um sein Portfolio mit einem weiteren Listing zu diversifizieren. Ersteres mag wohl wie ein einfacher Einstieg ins Amazon Business aussehen, ist jedoch aufgrund der hohen Investition und dem fehlenden Wissen der notwendigen Abläufe in einem Amazon Business, nicht zu empfehlen.
Noch vor einigen Jahren war die Skepsis bei vielen Investoren groß, gut laufende FBA Unternehmen zu kaufen. Amazon FBA war eine ganz neue Möglichkeit und wurde dementsprechend mit einer gewissen Vorsicht behandelt. Heute sieht das jedoch ganz anders aus. Über Amazon wurden große Unternehmen und Marken aufgebaut, die Gewinne in Millionenhöhe erwirtschaften.
Einer der besten Beispiele dafür ist die Elektronikmarke ANKER, deren Gründer damals angefangen hat, Elektronikteile auf Amazon zu verkaufen. Heute liegt der jährliche Umsatz bei knapp zwei Milliarde USD.
Mittlerweile gibt es auch eine solide Nachfrage an bereits aufgebauten Amazon Listings und Unternehmen. Der große Vorteil dabei: Amazon FBA ist ein gleichbleibendes System, weshalb der gesamte Verkaufsprozess sehr schnell abgewickelt werden kann. Der Käufer hat ein funktionierendes Produkt und muss das lediglich in sein System integrieren.
Aber wie und wo kauft und verkauft man ein Amazon Listing? Wann lohnt sich ein Verkauf und worauf muss man beim Kauf alles achten? In diesem Artikel erfährst du alles, was du zu diesem Thema wissen musst. Du wirst in der Lage sein, dein eigenes Unternehmen zu bewerten und erfährst, wo du die richtigen Ansprechpartner findest.
Amazon FBA Business verkaufen: Der richtige Zeitpunkt
Wenn man ein laufendes Unternehmen zu einem willkürlichen Zeitpunkt verkauft, läuft man Gefahr, sehr viel Geld liegenzulassen oder sogar zu verlieren. Der Verkauf eines gesamten Unternehmens oder einer Marke, sollte sorgfältig geplant und durchdacht werden. Bei dem Verkauf von einzelnen Listings ist das natürlich etwas anderes, da mit einem Verkauf nicht gleich die gesamte Einnahmequelle veräußert wird. Solch eine Entscheidung wird also meistens schneller getroffen und erfordert weniger Vorbereitung. Zunächst soll es jedoch um den Verkauf einer gesamten Marke gehen.
Wenn du dich dazu entschließt, dein Amazon FBA Unternehmen zu verkaufen, solltest du als Erstes deinen Steuerberater kontaktieren. Wenn du dein Unternehmen einfach so verkaufst, ohne dass dein Steuerberater entsprechend im Voraus gehandelt hat, wirst du dich mit einer riesigen Steuerrechnung konfrontiert sehen. Das liegt daran, dass der Verkaufspreis einer Marke oftmals nicht unter einem sechsstelligen Betrag liegt und sich dein Steuersatz (besonders wenn du ein Einzelunternehmen hast) dadurch enorm erhöht (> 45 %), wenn du plötzlich so große „Einkünfte“ erzielst. Ein Steuerberater kann entsprechende Vorbereitungen treffen, um ein bestmögliches Setup für den Exit zu legen.
Die Arbeit, die dein Steuerberater dafür erledigen muss, dauert eine gewisse Zeit, weshalb du ihn möglichst frühzeitig einbeziehen solltest, wenn du vorhast dein Unternehmen in Zukunft zu verkaufen. Je früher du das machst, desto besser. Wenn du nicht viel Geld liegen lassen willst, ist die erste Voraussetzung für den Verkauf, dass Ganze mit deinem Steuerberater durchzusprechen.
Aber wie sieht es mit deinem Unternehmen aus? Ist das überhaupt schon bereit für einen Verkauf? Prozesse, Markenbekanntheit, Mitarbeiter, Verkaufshistorie, Schutzrechte, diversifizierte Einkommensquellen (Umsatz verteilt auf viele Quellen) und einige andere Faktoren entscheiden darüber, ob dein Unternehmen interessant für Käufer ist oder nicht.
Vielleicht kennst du das Sprichwort “Man soll immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist.” Wenn du also vorhast, dein Unternehmen zu verkaufen, ist der richtige Zeitpunkt (wirtschaftlich gesehen) nicht, wenn der Umsatz in den letzten Monaten stagniert ist oder sogar einbrach. Die Chance, dass jemand ein Unternehmen kauft, welches sich im Abwärtstrend befindet, ist wesentlich geringer, als wenn eine stabile Wachstumsrate zu verzeichnen ist. Im nächsten Abschnitt erfährst du, welche Faktoren den Wert deines Unternehmens erhöhen.
Natürlich ist der richtige Zeitpunkt für einen Verkauf höchst individuell. Es hängt ganz von deiner Situation und Zielsetzung ab, wann du dein FBA Business weitergibst. Nur eine Voraussetzung gilt für jeden: Sprich vorher mit deinem Steuerberater und lass dich über deine steuerlichen Möglichkeiten aufklären.
Gute Voraussetzungen für den Verkauf:
- Du hast für mindestens 12 Monate eine positive Verkaufshistorie
- Das Unternehmen ist kontinuierlich gewachsen (+ Schwankungen können erklärt werden)
- Du hast eine attraktive Marge von 15-25% nach Werbekosten
- Du hast sinnvolle Systeme im Unternehmen etabliert (Automatisierung)
Wann macht es Sinn ein Listing zu verkaufen?
Einzelne Listings sind bei großen Investoren zwar nicht so beliebt, wecken aber besonders das Interesse von anderen FBA Sellern, die weitere Produkte in ihr Portfolio aufnehmen wollen. In den meisten Fällen wird ein einzelnes Listing verkauft, wenn es damit irgendein Problem gibt. Das heißt, wenn der Verkäufer z.B. nicht mehr genug Cashflow für weitere Nachbestellungen hat oder er es nicht schafft in einem umkämpften Markt in die Gewinnzone zu kommen, durch eine hohe Konkurrenz.
Gerade Anfänger, denen das Wissen fehlt, verkalkulieren sich mit ihrem ersten Produkt und können so z.B. keine Nachbestellung finanzieren. Wenn das Angebot frisch auf dem Markt ist, ist das fatal, denn abgesehen von einem privaten Darlehen, bestehen wenig Möglichkeiten an Fremdkapital zu kommen. Das Listing geht also Out of Stock (keine Ware mehr verfügbar) und sinkt im Ranking immer weiter nach unten. Hier sollte man also vorausplanen und rechtzeitig überlegen, ob das Produkt zu den eigenen Voraussetzungen hinsichtlich des Startkapitals passt.
Problematisch bei einzelnen Listings ist, wenn diese an eine Marke gekoppelt sind, die nicht zum Verkauf steht. Amazon sieht es nicht gerne, wenn der Markenname eines bestehenden Listings geändert wird. Hintergrund ist der, dass hier dem Missbrauch vorgebeugt werden sollen, dass liquide Unternehmen Listings mit vielen Bewertungen aufkaufen und unter diesen dann vollkommen neue Produkte anbieten.
Auch hier hängt es wieder ganz von deiner Situation und deinen Zielen ab. Wenn du dich z.B. auf eine bestimmte Nische konzentrieren und dort eine Marke aufbauen willst, aber noch 3 andere Cashflow Produkte im Portfolio hast, kann es natürlich auch Sinn machen, eine Marke mit zu verkaufen.
Unternehmenswert bestimmen
Es gibt unzählige Faktoren, die den Wert eines Unternehmens bestimmen. Grundsätzlich dienen aber folgende drei Faktoren für die Ermittlung eines Verkaufspreises:
- Erfolgskennzahlen des Unternehmens: Dazu gehört eine Form des wirtschaftlichen Ergebnisses in einem bestimmten Zeitraum (monatlicher Durchschnitt oder Jahresergebnis), z.B. Deckungsbeitrag (Umsatz – variable Kosten), Gewinn (Umsatz – Ausgaben), EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) oder der SDE (operativer Gewinn).
- Multiple: Der Multiple ist der Faktor, mit dem je nach Methode, eine der eben genannten Kennzahlen multipliziert wird. Die Höhe des Multiples ergibt sich aus diversen Merkmalen eines Unternehmens, wie z.B. Marke, Struktur oder dem Marktplatz. Auch die Profitabilität des Unternehmens wirkt sich auf die Höhe der Zahl aus. Mehr dazu am Ende des Abschnitts. Der Multiple liegt in Deutschland im Moment etwa zwischen 18 bis 35, wenn man den Unternehmenswert anhand des mtl. Gewinns berechnet.
- Lagerbestand: Der Lagerbestand wird meistens zum Einkaufspreis auf den Verkaufspreis des Unternehmens addiert. Wenn bei der Bewertung also ein Wert von 200.000 € berechnet wird und das Unternehmen noch 30.000 € in Produkten auf Lager hat, kostet das Unternehmen 230.000€.
Beispiel: Ein Unternehmen erwirtschaftet monatlich 10.000 € Gewinn und erfüllt die Voraussetzungen für einen Multiple von 20. Der grobe Verkaufspreis würde also im Bereich von 200.000 € liegen, da 10.000 x 20 = 200.000 €. Berechnet man den Wert anhand des Jahresergebnisses (120.000 €) läge der Multiple bei 1,66 weil: 20 geteilt durch 12 = 1,66.
Bei kleineren Unternehmen wird häufig nach dem SDE berechnet, da diese Kennzahl darstellt, wie viel operativer Gewinn am Ende des Jahres wirklich übrig bleibt.
Multiple
Neben den Kennzahlen eines Unternehmens gibt es viele weitere Faktoren, die den Multiple und damit den Verkaufspreis erhöhen. Wenn du an diesen Faktoren arbeitest, erhöhst du wahrscheinlich auch den Gewinn deines Unternehmens, was wiederum den Multiple erhöht. Man kann das ganze mit einer Immobilie vergleichen, denn Immobilien haben erstmal nur eins gemeinsam: Sie sind Immobilien. Erst ganz individuelle Faktoren beeinflussen den Preis und entscheiden darüber, ob eine hohe Nachfrage besteht oder nicht. Folgende Merkmale spielen zudem bei der Unternehmensbewertung eine signifikante Rolle.
Marke
Liegt eine registrierte Marke vor, die im besten Fall bereits einige Produkte verkauft, Bestandskunden und Markenbekanntheit hat? Sind Kunden bereit mehr auszugeben, um bei deiner Marke zu bestellen? Wenn diese Aussagen zutreffen, hat deine Marke bereits gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Verkauf.
Eine nicht registrierte Marke ohne echte Fans, die zudem noch auf Laufkundschaft (im übertragenden Sinne) angewiesen ist, hat wenig Chancen, dass sich dieser Punkt positiv auf den Multiple auswirkt.
Grundsätzlich gilt: Je einzigartiger eine Marke, desto höher der Verkaufspreis.
Dazu gehören Dinge wie ein einprägsamer und geschützter Markenname, eine starke Domain, viele Fans in sozialen Netzwerken, aufwendige aufeinander abgestimmte Produkte, ein Online-Shop, Patente und Gebrauchsmuster, geschützte Designs und vieles mehr. Alle weiteren Punkte, die jetzt folgen, wirken sich ebenfalls auf die Einzigartigkeit aus.
Tipp: Wenn du wissen möchtest, wie man eine erfolgreiche Marke auf Amazon aufbaut, schau dir gerne diesen Artikel dazu an: Amazon FBA Marke aufbauen
Einkommensquellen (Diversifizierung)
Je breiter die Einkommensquellen gestreut sind, desto gesicherter ist das Unternehmen. Wenn du deine gesamten Einkünfte über Amazon erzielst, bleibt immer das gewisse Risiko, dass dein Einkommen plötzlich wegfällt, wenn Amazon ein Problem hat oder dein Account aus irgendeinem Grund gesperrt wird.
Dieser Punkt ist ein bisschen komplexer, denn du brauchst definitiv keinen eigenen Online-Shop oder ein hohes Einkommen auf Ebay, um dein Unternehmen zu verkaufen. Wenn du erst ein paar wenige Produkte auf Amazon hast, dann konzentriere dich auch erstmal darauf. Denn wenn deine Marke noch keine Bekanntheit hat, wird ein Online-Shop oder ein weiterer Verkaufskanal im Vergleich zu Amazon keinen nennenswerten Umsatz machen, obwohl viel Energie investiert werden muss. Dein Unternehmen wird also komplizierter, was sich nicht positiv, sondern sogar negativ auf den Wert auswirken kann.
Wenn du noch am Anfang stehst und planst eine Marke aufzubauen, die du ggf. auch verkaufen willst, dann fokussiere dich erstmal nur auf Amazon. Denn Amazon wird sehr lange deine Main Pipe, also die Haupteinkommensquelle deines Unternehmens sein.
Du kannst deinen Umsatz auch auf Amazon diversifizieren, indem du in andere Länder expandierst, dein Produkt also im Rahmen des PAN-EU Programms auf weiteren Marktplätzen anbietest. Aber auch hier musst du dich fragen: Macht es wirtschaftlich mehr Sinn, ein Produkt in Deutschland zu launchen oder mit einem bestehenden Produkt in andere umsatzschwächere Länder zu expandieren?
Faustregel: Diversifizierung bedeutet auch, viele Produkte, weitere Marktplätze, und verschiedene Produktkategorien im Portfolio zu haben. Diese Verteilung wirkt sich nur dann positiv auf das Unternehmen aus, wenn der Umsatz auch wirklich einigermaßen verteilt ist. Eine zweite von Amazon unabhängige Einkommensquelle sollte mind. 20 – 30 % des gesamten Umsatzes erwirtschaften.
Struktur und Arbeitsabläufe
Je größer ein Unternehmen wird, desto mehr Systeme, Arbeitsabläufe und feste Routinen sollte es haben. Eine schlechte Struktur und ein vom Inhaber abhängiges Business reduziert nicht nur den Multiple, sondern auch die Nachfrage. Wie sollte das optimale Unternehmen in der Hinsicht also aussehen?
Alle sich ständig wiederholenden Prozesse sollten im besten Fall automatisiert oder systematisiert sein. Das geht mit Hilfe von Tools und Mitarbeitern. Es sollte für jede Aufgabe einen Ansprechpartner geben, der diese entsprechend erledigt.
Im allerbesten Fall wird das Unternehmen von einem angestellten Geschäftsführer geführt, der die Aufgaben zuweist und das Tagesgeschäft übernimmt. Das Unternehmen könnte also problemlos ohne den Inhaber funktionieren.
Je unabhängiger das Business ist, desto höher sind Nachfrage und Wert.
Markt, Wachstum und Trends
Wenn du dir die gesamten monatlichen Ergebnisse deines Unternehmens ansiehst, gleichen deine Einkünfte einer Achterbahnfahrt oder kannst du Umsätze mit gleichmäßiger Steigung beobachten?
Letzteres wäre der Optimalfall, ersteres nicht. Wer will schon ein Unternehmen kaufen, wenn der zu erwartende Gewinn einem Glücksspiel gleicht? Saisonale Produkte hiervon mal ausgenommen. Ein stabiler Markt, in dem eine konstante und von äußeren Bedingungen unabhängige Nachfrage herrscht (z.B. Wetter und Jahreszeit), gute Produkte mit einem langen Lebenszyklus sowie ein klar erkennbarer Wachstumstrend des Unternehmens, sorgen für einen höheren Wert.
Je höher das nachweisbare Wachstum (Gewinn und Umsatz) pro Jahr bzw. Monat ist, desto besser.
Finanzen
Es gibt wirklich viele KPIs (Kennzahlen), die wichtige Fakten über ein Unternehmen verraten. Die zweifellos interessanteste ist natürlich der Gewinn. Aber der Gewinn sagt gar nicht so viel über die Profitabilität des Unternehmens aus, wenn man den Umsatz nicht kennt. Der Umsatz wiederum sagt nicht viel aus, wenn Werbekosten und die Verteilung des Umsatzes auf die einzelnen Produkte unbekannt ist.
Ein Unternehmen mit 500.000 € Gewinn im Jahr klingt erstmal stark. Es ist aber ein riesiger Unterschied, ob der Umsatz dazu bei 1.000.000 € oder 50.000.000 € liegt. Denn aus dem Umsatz ergibt sich die Marge. Ersteres wäre eine unglaubliche Marge von 50 %, jeder Käufer wäre begeistert. Bei 50 Millionen € Umsatz und 500.000 € Gewinn läge die Marge bei 1 %. Solch ein Unternehmen wäre wohl kaum interessant, es sein denn, der Käufer weiß, wie er die Kosten drastisch senken könnte.
Trotzdem reicht es nicht, nur die Marge zu kennen. Folgende finanziellen Metriken (die immer dokumentiert werden sollten) wirken sich positiv auf deinen Unternehmenswert aus:
- Eine hohe Marge (15-25 % nach PPC ist ein sehr guter Wert für ein FBA-Business)
- Positiver Cashflow (es geht mehr Geld ein, als ausgegeben wird)
- Der Lagerbestand ist und war in der Vergangenheit immer gut gefüllt.
- Die Werbekampagnen laufen profitabel (Werbekosten pro Verkauf sind deutlich günstiger, als die Produktmarge.
Am Ende des Artikels erfährst du, mit welchem kostenlosen Tool du den Wert deines Unternehmens grob berechnen kannst.
Amazon FBA Business kaufen
Genauso interessant wie der Unternehmensverkauf ist der Kauf eines bestehenden Amazon Geschäfts. Ein Unternehmen, welches in den letzten Monaten oder Jahren steigende Gewinne und Umsätze erwirtschaftet ist in den meisten Fällen eine lohnende Investition für den Käufer.
Aber auch der Kauf kleiner Marken und Listings kann besonders für Anfänger interessant sein und ist eine gute Methode, sein eigenes Produktportfolio schnell und effizient zu erweitern. Besonders, wenn man sich schon sehr gut mit Amazon FBA auskennt, ein solides Kapital für Werbekosten und größere Nachbestellungen hat und weiß, worauf bei einem guten Listing ankommt.
Da sich viele Gründer am Anfang verschätzen, was Werbekosten, Nachbestellungen und Produktfotos betrifft, können sie ihr Produkt aus Kapitalgründen nicht effektiv weiterführen. Solche Listings lassen sich dann meist sehr günstig einkaufen und können, je größer das eigene Unternehmen bereits ist, sehr schnell nach oben gepusht werden.
Eine Strategie, die von vielen Investoren in allen Bereichen verfolgt wird, ist kleine Unternehmen zu einem günstigen Preis kaufen, diese mit den eigenen Ressourcen hochskalieren und dann zu einem vielfachen des Einkaufspreises wieder verkaufen. Das funktioniert auch bei Amazon Unternehmen und bei einzelnen Listings. Wichtig dafür ist aber, dass man bereits Erfahrungen mit Amazon FBA hat und das Potenzial solcher Angebote richtig einschätzen kann.
Worauf du beim Kauf achten solltest
Es gibt viele Plattformen oder Facebook Gruppen, in denen Listings angeboten werden, ohne dass eine dritte unabhängige Person einmal den Preis geprüft hat. Wenn der Verkäufer den Preis zu 100 % selbst festgelegt hat, solltest du genau prüfen, woraus sich dieser Preis ergibt. Mit den oben genannten Faktoren findest du auch schnell heraus, ob die Summe gerechtfertigt ist.
Beispiel: Ein Listing macht 250 € Gewinn im Monat und der Verkäufer will 15.000 €, weil er eine E-Mail Liste mit 2.500 Kontakten hat. Aber wie sind die Öffnungsraten der ausgehenden Newsletter? Woher kommen die Kontakte? Haben sich die Kunden selbst eingeschrieben oder wurden sie womöglich ohne Nachfrage in die Liste gepackt? Wie hoch ist die Kaufrate pro verschicktem Newsletter? Warum erzielt der Unternehmer mit den Kontakten so wenig Gewinn?
All das sind Dinge, die vor dem Kauf sorgfältig geprüft werden müssen. Wenn der Verkäufer über wichtige Informationen und Kennzahlen keine Auskunft geben kann, solltest du vorsichtig sein.
Ein Listing wird selten unter einem vierstelligen Betrag verkauft. In den meisten Fällen könnte man für den Kaufpreis also auch ein eigenes Produkt entwickeln und launchen. Frage dich also vor dem Kauf, wie einzigartig das Listing ist. Patente, einzigartige USPs, eine Monopolstellung im Markt oder viele Bewertungen sind Faktoren, die du nicht so einfach bzw. nicht in kurzer Zeit nachmachen kannst. An das Level von Standardprodukten mit viel Konkurrenz, wenig Bewertungen und schlechten USPs heranzukommen, ist dagegen eher einfach. Wieso solltest du also 5.000 € für so ein Listing ausgeben, wenn du für denselben Betrag ein eigenes besseres Produkt auf den Markt bringen kannst?
Kaufe nicht einfach nur, weil du schnell etwas kaufen möchtest. Wenn du bei einem Angebot ein schlechtes Gefühl hast, dann warte auf das nächste.
Nachdem du jetzt gelernt hast, worauf es bei Verkauf und Kauf von Amazon Unternehmen ankommt, stellt sich dir sicher noch die Frage: Wo findet man gute Unternehmen zum Kauf oder qualifizierte Käufer für mein FBA Business?
Marktplätze für Amazon FBA Unternehmen
Es gibt einige Marktplätze in Deutschland, die sich auf den Handel mit Unternehmen spezialisiert haben. Von Bauunternehmen bis IT-Dienstleistern findet man auf solchen Plattformen so ziemlich alles, auch Amazon FBA Unternehmen. Der Nachteil dabei, man muss sich zu 100 % selbst um den Kauf bzw. den Verkauf kümmern, was besonders bei unerfahrenen Sellern dazu führen kann, dass sie ihr Unternehmen unter Wert verkaufen oder zu viel für ein Unternehmen bezahlen. Welche Alternativen es hier gibt, erfährst du jetzt.
Dragonflip
Dragonflip hat sich ausschließlich auf den Handel mit Amazon FBA Unternehmen spezialisiert und ist damit auch der einzige deutsche Anbieter dieser Art. Ebenfalls ein Unterschied zu anderen Plattformen ist, dass Dragonflip nicht nur einen Marktplatz bereitstellt, sondern auch als Vermittler zwischen Käufer und Verkäufer agiert.
Damit kümmert sich Dragonflip darum, dass der Verkäufer einen angemessenen Preis von einem qualifizierten Kunden erhält, und dass der Kunde einen fairen Preis an einen zu 100 % seriösen Anbieter bezahlt. Aber wie läuft das ab?
- Für Verkäufer: Wenn du dein Listing oder Unternehmen (mind. 100.000 € SDE / Jahr) verkaufen willst, kannst du bei Dragonflip direkt anfragen und prüfen lassen, ob sich das Unternehmen für einen Verkauf auf der Plattform eignet. Folgende Voraussetzungen müssen neben dem SDE ebenfalls erfüllt sein: zwei Jahre Verkaufshistorie, eine registrierte Marke, saubere Buchführung und 15 % Marge auf den Umsatz.
Nachdem dein Unternehmen für einen Verkauf freigegeben ist, wird das Angebot per E-Mail an alle möglichen Kaufinteressenten weitergeschickt. Diese haben jetzt die Gelegenheit, sich als Kaufinteressent zu melden und ein Angebot abzugeben. Wird das Unternehmen verkauft, erhält Dragonflip eine Verkaufsprovision von 15 %.
- Für Käufer: Bei Dragonflip läuft es etwas anders als bei gewöhnlichen Marktplätzen. Angebote werden nämlich nicht öffentlich gepostet, sondern per E-Mail an alle angemeldeten Kaufinteressenten versendet. Wenn du dich also für den Kauf eines Unternehmens interessierst, solltest du dich in die Käuferliste von Dragoflip eintragen. Immer wenn es ein neues Angebot gibt, bekommst du automatisch eine E-Mail mit allen relevanten Daten und Informationen. Bei Interesse prüft Dragonflip, ob du dich als Käufer eignest und gibt das Angebot dementsprechend weiter.
Wenn ein Deal zustande kommt, wird ein Musterkaufvertrag zur Verfügung gestellt, der entsprechend ergänzt oder verändert werden kann. Jetzt muss der Verkäufer seine Marke und alle darunter fallenden Listings an den Käufer übertragen. Das funktioniert ziemlich problemlos über das deutsche Marken- und Patentamt sowie den Amazon Support. Nach erfolgreicher Übertragung und Verifizierung des neuen Eigentümers, kann der Käufer das Unternehmen nun in vollem Umfang weiterführen.
Tipp: Mit dem kostenlosen Kalkulator von Dragonflip, kannst du in wenigen Minuten den ungefähren Wert deines Unternehmens berechnen. Damit du ein möglichst genaues Ergebnis erhältst, solltest du aber vorher die Scorecard anfordern. Mit dieser kannst du die oben genannten Variablen, die den Multiple beeinflussen, in eine Zahl umwandeln, mit der sich rechnen lässt.
Ankäufer wie KW-Commerce, Brands United, Thrasio
Inzwischen haben sich viele Unternehmen nur darauf spezialisiert, bestehende Amazon Marken aufzukaufen, um diese mit eigenen Mitteln aufzubauen. Die bekanntesten in dem Bereich sind KW-Commerce und Thrasio.
Natürlich sind diese Anbieter darauf spezialisiert, dass sie Händler direkt kontaktieren oder Verkäufer sich direkt über ein Kontaktformular melden. So ist die Konkurrenz deutlich geringer und das Unternehmen kann zu einem günstigeren Preis gekauft werden. Wenn du also mit so einem Anbieter in Kontakt bist, hol dir auf jeden Fall verschiedene Angebote ein. Ankäufer bewerten die Unternehmen in der Regel auch selbst und machen dir anschließend ein Angebot. Dieses wird wahrscheinlich nicht so objektiv sein, wie wenn du dein Unternehmen durch eine dritte unabhängige Partei (z.B. Dragonflip) bewerten lässt.
Allgemeine Marktplätze wie Mabya
Oben wurde es bereits kurz erwähnt. Natürlich kann man einzelne Listings oder ganze Unternehmen auch auf allgemeinen Marktplätzen verkaufen. Das ist besonders dann vorteilhaft, wenn die Marke noch ziemlich klein ist (wenig Produkte hat) und sich daher nicht für einen Großkäufer oder Dragonflip qualifiziert.
Der Marktplatz Mabya hat sich ganz auf den Handel mit Websites konzentriert, worunter dort auch Amazon FBA fällt. Hier kann jeder sein Unternehmen anbieten, die Beschreibung selbst gestalten und auf Anfragen warten. Dafür muss man eine geringe Verkaufsgebühr sowie eine Verkaufsprovision in Höhe von 8 % abgeben.
Wenn du dich für ein Angebot interessierst, kannst du über die Website ein Gebot abgeben, welches vom Verkäufer entweder angenommen, abgelehnt oder mit einem Gegenvorschlag beantwortet wird.
Mabya funktioniert als eine Art Mittelsmann, der die Zahlung vom Käufer einbehält und erst dann dem Verkäufer freigibt, wenn der Käufer die Website erhalten hat.
Fazit – Amazon FBA Business verkaufen oder kaufen
Der richtige Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf eines Unternehmens sowie der Unternehmenswert, ist immer subjektiv und hängen ganz von der individuellen Situation ab. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass der Handel mit Unternehmen für FBA-Anfänger noch keine Rolle spielt. Ein Business muss erstmal aufgebaut werden, bevor es verkauft werden kann und man benötigt diese Erfahrung, wenn man ein laufendes FBA-Business kaufen möchte.
Je hochpreisiger ein Unternehmen ist, desto komplexer bzw. umfassender ist es in den meisten Fällen. Wer ein Unternehmen kauft, sollte daher keine übereilte Entscheidung treffen und sich am besten mit Experten austauschen, die die Zahlen noch einmal prüfen und den Anbieter auf Seriosität testen. Das ist besonders wichtig, wenn das Unternehmen privat, auf einem öffentlichen Marktplatz oder in Gruppen angeboten wird.
Um dieses Risiko zu minimieren, kann man sich beim Kauf- und Verkauf eines Unternehmens auch an darauf spezialisierte Marktplätze wenden, die jeden Kunden und jeden Anbieter sorgfältig prüfen.
Der Kauf und der Verkauf eines FBA-Business sind sicherlich eine interessante Möglichkeit, wenn du mit deinem Unternehmen bereits eine gewisse Größe erreicht hast. Bis dahin kannst du an deinem Unternehmen arbeiten und die oben genannten Faktoren optimieren, sodass du später einen hohen Verkaufspreis erzielen kannst. Vergesse dabei nie die Absprache mit deinem Steuerberater, sonst kann es zu sehr hohen Steuerzahlungen kommen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Es gibt nicht viele Marktplätze, die sich auf den Verkauf von Amazon Listings spezialisiert haben. Der größte im deutschsprachigen Raum ist Dragonflip. Alternativ findet man auch in entsprechenden Facebookgruppen oder allgemeinen Unternehmensmarktplätzen Amazon Listings, die zum Verkauf stehen.
Ein erfolgreicher Listing verkauf, bringt auf einen Schlag eine hohe Summe Geld, die in ein größeres Projekt investiert werden kann. Wenn ein Listing mit einem Produkt, welches 2.000 € Gewinn im Monat macht für 35.000 € verkauft wird, steht dem Verkäufer die ganze Summe auf einmal zur Verfügung und kann in ein aufwendigeres Produkt investiert werden.
Grundsätzlich kommt es auf den durchschnittlichen Gewinn pro Monat an, der dann mit einem sog. Multiple multipliziert wird. Die Höhe des Multiples hängt von diversen Faktoren, wie z.B. der Höhe des Gewinns, der Marke, der Markenbekanntheit oder bestimmten Schutzrechten ab. Wie man diesen abschätzen kann, erfährst du hier.