Wer ein eigenes physisches Produkt auf den Markt bringen möchte, wird sich früher oder später mit Produktrecherche und -entwicklung auseinandersetzen müssen. Viele Anfänger stoßen dabei zunächst auf Schwierigkeiten, denn die potenzielle Produktauswahl ist gigantisch und es gibt hunderte Möglichkeiten, ein Produkt zu variieren. Mit welcher Methode findet man also geeignete Produkte, das sich später auch verkauft und gibt es eine Anleitung, um den gesamten Prozess anhand von klaren Arbeitsschritten durchzuführen?
Neben der Produktrecherche ist besonders die Produktentwicklung ein Thema, mit so vielen notwendigen Arbeitsschritten, dass eine fehlerfreie Umsetzung für Anfänger ohne klare Anleitung nur schwierig umzusetzen ist. Daher werden in diesem Artikel die notwendigen Schritte erklärt.
Dieser Artikel ist für jeden geeignet, der sich noch auf der Suche nach einer geeigneten Produktidee befindet oder nicht weiß, wie er das Potenzial seiner vorhandenen Idee genau kalkuliert, die richtigen Alleinstellungsmerkmale findet und das Produkt anschließend produzieren lässt. Im ersten Abschnitt geht aber erstmal los, mit einer vielfach bewährten Strategie zur Produktfindung.
Produktideen finden: Die besten Strategien
Wieso braucht man eigentlich eine Anleitung für Produktrecherche? Eigentlich braucht man für die Recherche nach Produkten keine Anleitung, denn überall wo man Produkte sieht, kann man potenzielle Produktideen finden. Viele wissen jedoch nicht, dass sich nicht jedes Produkt für den Handel im E-Commerce eignet. Bevor man also an die Umsetzung seines Produktes geht, ist eine ausführliche Marktrecherche entscheidend, um das Risiko einer Fehlinvestition so gut wie möglich auszuhebeln. Eine gute Variante ist es daher, direkt auf E-Commerce-Plattformen nach potenziellen Produkten zu recherchieren.
Aber wieso sollte man ein Produkt auf den Markt bringen, welches bereits von vielen anderen Sellern verkauft wird? Eine gute Produktidee definiert sich nicht unbedingt dadurch, dass man ein völlig neues Produkt erfindet, sondern ein bestehendes Produkt verbessert. Dieser Ansatz ermöglicht es, sowohl bei der Recherche als auch bei der Entwicklung einer klaren analytischen Anleitung zu folgen, die keinerlei Kreativität erfordert, sondern 1:1 repliziert werden kann, und zwar für jedes Produkt. Alle Entscheidungen der folgenden Anleitung basieren auf Kennzahlen und Fakten, wodurch sich jegliches Risiko fast vollständig eliminieren lässt.
1. Produktrecherche über Amazon
So gut wie jeder hat schon einmal etwas bei Amazon gekauft. Sei es wegen der unkomplizierten Abwicklung, den schnellen Lieferzeiten oder dem riesigen Sortiment – es gibt viele Gründe, bei Amazon einzukaufen. Doch Amazon ist nicht nur für Kunden attraktiv, sondern auch für Verkäufer. Mittlerweile gibt es sogar mehr Produkte von Dritthändlern, als von Amazon selbst, wodurch eine riesige Auswahl angeboten wird, die wiederum mehr Kunden anzieht. Aber warum ist Amazon für den Anfang so gut geeignet?
Eine eigene Marke aufzubauen ist ziemlich kapitalintensiv, da man zunächst Geld in Waren investieren muss. Bei vielen Gründern reicht es deshalb nicht für mehr als ein Produkt. Würde man sich jetzt mit einem Produkt einen Online-Shop aufbauen, hätte man gegen die große Konkurrenz so gut wie keine Chance. Außerdem werden die Kosten für die Erstkunden Gewinnung im Onlineshop stark unterschätzt. Platziert man sein Produkt jedoch auf Amazon, kann man sich direkt als große Marke präsentieren, Bestseller in seiner Nische werden und fünfstellige Monatsumsätze erzielen.
Amazon liefert Millionen von kaufbereiten Kunden, denen ein gutes Produkt einfach nur ausgespielt werden muss. Ein weiterer Grund ist, dass man seine Produkte über das FBA-Programm von Amazon Lagern, verpacken und per Prime verschicken lassen kann, sich also nicht um logistische Aufgaben im B2C-Bereich kümmern muss. Das ist nicht nur eine enorme Entlastung, sondern erspart Gründern viel Geld.
Die folgende Methode zur Produktrecherche findet auf Amazon statt und eignet sich daher ideal, wenn man später auch auf Amazon verkaufen möchte. Wer sich bereits zu 100 % sicher ist, dass er nicht über Amazon verkaufen wird, kann Amazon natürlich trotzdem zur Inspiration nutzen, muss aber nicht in dieser Ausführlichkeit vorgehen.
Datenbasierte Entscheidungen treffen
Um maximale Klarheit zu gewährleisten und fundierte Entscheidungen treffen zu können, ist ein Tool bei der Produktrecherche auf Amazon unumgänglich. Mit diesem lassen sich relevante Kennzahlen wie Umsatz und Verkaufshistorie zu jedem Produkt ermitteln. Das beste Tool in diesem Bereich ist Helium10 bzw. die Chrome-Extension X-Ray, die man zunächst kostenlos testen und anschließend für $19 monatlich abonnieren kann. Chrome Extension bedeutet, dass es sich um ein Browser-Plugin handelt, welches man im Chrome-Web-Store herunterladen kann.
Das grundsätzliche Prinzip der Produktrecherche ist es, sich sprichwörtlich in Amazon zu verlieren und so auf interessante Produkte zu stoßen. Man klickt sich also durch Kategorien, Suchergebnisse und Vorschläge, ohne dabei einem klaren Prinzip zu folgen. Das alleine reicht jedoch nicht aus, denn ohne den richtigen Blick wird man noch so lange suchen können und das Gefühl haben, kein einziges gutes Produkt zu finden. Die folgenden Herangehensweise sind Möglichkeiten, die dir helfen können mehr Klarheit bei der Recherche zu gewinnen, da man zuerst sehr breit recherchiert und die Produkte anschließend anhand wichtiger Faktoren aussiebt. Um geeignete Produktvorschläge zu erhalten, kann man unter anderem die folgende Strategien anwenden:
- Kategorien: Auf Amazon gibt es diverse Kategorien mit mehreren Unterkategorien. Je größer eine Kategorie ist, desto verschiedener sind die Produkte darin. In Baumarkt ist z.B. sowohl eine Schaufel, als auch eine Gartenschere enthalten. Wenn man sich also durch die Ergebnisse einer größeren Kategorie klickt, entdeckt man viele unterschiedliche Produkte in den Unterkategorien. Da ist immer etwas interessantes dabei!
- Auto-Suggest: Wenn man auf Amazon nach etwas sucht, erscheinen unterhalb des Eingabefelds passende Suchvorschläge. Mit dieser Funktion kann man etwas herumprobieren und z.B. einzelne Buchstaben oder Buchstabenkombinationen eingeben und die entsprechenden Vorschläge anklicken. Amazon schlägt einem immer die Begriffe vor, die aktuell am meisten gesucht werden. Man kann die Vorschläge daher auch als erste grobe Markteinschätzung betrachten und völlig neue Ideen finden.
Tipp: Es lassen sich auch beide Varianten kombinieren, indem man die Suchvorschläge in bestimmten Kategorien anschaut. Das ist besonders hilfreich, wenn man eine Marke in einem Bereich aufbauen möchte.

- Listen: Amazon stellt Listen mit Produkten aus verschiedenen Kategorien oder Unterkategorien zur Verfügung. Von der Startseite ausgehend gelangt man beispielsweise zur Bestseller-Liste, Neuheiten oder Blitz-Angeboten. Auch ein guter Einstiegspunkt für die Produktrecherche.
Besonders am Anfang begehen viele den Fehler, sich aufgrund der Nische und vermeintlich negativen Produktspezifikationen stark einzuschränken. Früher wurde z.B. oft gesagt, ein geeignetes Produkt sollte etwa nicht größer als ein Schuhkarton, wiegt nicht viel und benötigt keine Zertifikate. Der Erfolg eines Produktes ist jedoch nicht von solchen Faktoren abhängig, sondern viel mehr von seiner Positionierung im Markt. Genauso ist es mit der Konkurrenz: wieso sollte man nicht in einen Markt mit viel Angebot und Nachfrage gehen, wenn man das beste Angebot hat? Natürlich gibt es Produkte, die mit geringem Startkapital faktisch nicht gelauncht werden sollten. Das trifft dann zu, wenn der potenzielle Absatz so hoch ist, dass eine rechtzeitige Nachbestellung nicht mehr möglich ist und die Werbekosten durch viel starke Konkurrenz so hoch sein werden, dass ein erfolgreicher Launch in dem Markt ausgeschlossen ist.
Systematisches Vorgehen
Am besten erstellt man sich für die Recherche eine Excel-Tabelle, in die man alle Produkte einfügt, die sich in einem Umsatzbereich befinden, in dem man selber später liegen möchte und zu dem auch das Startkapital passt.
Eine Faustformel ist, dass sich interessante Amazon FBA Produkt mindestens 150 Mal im Monat verkaufen sollten. So kann schonmal sichergestellt werden, dass eine gute Nachfrage nach diesem Produkt herrscht.
Zu Beginn legt man sich also eine Excel-Tabelle an, in der man alle potenziellen Produkte auflistet. Das ist wichtig, da man die Produkte im zweiten Schritt anhand verschiedener Kriterien überprüft. So filtert sich am Ende das richtige Produkt heraus und man kann mit der Patentrecherche, den USPs und der Produktkalkulation weitermachen. So funktioniert es:
- Minimum pro Monat: Man sucht auf Amazon.de nach Produkten, die sich über 150 Mal verkaufen. Dafür klickt man auf das entsprechende Produkt und anschließend auf die X-Ray Extension oben rechts im Browser. Das Tool zeigt einem nun die monatlichen Verkäufe des Produkts an. Ist die Zahl über 150, kommt das Produkt auf die Liste. Das macht man so lange, bis ca. 20-30 Produkte auf der Liste stehen. Anschließend wird jedes Produkt bzw. jede Nische auf die folgenden Eigenschaften untersucht. Mit der Zeit wird man die folgenden Kriterien schon schnell erkennen kennen und kann gewisse Produkte direkt bei der Recherche ausschließen (Zeit sparen).
- Nachfrage: Wenn ein Produkt keine bestehende Nachfrage hat, erhöht man das Risiko einer Fehlinvestition. Die Nachfrage kann man anhand der Nische überprüfen, indem man das Hauptkeyword bei Amazon eingibt und X-Ray auf der Ergebnisseite anwendet. So erhält man eine tabellarische Übersicht über alle Produkte und deren Kennzahlen auf der ersten Seite. Die Markttiefe und Anzahl der Verkäufer spielt bei der Bewertung keine Rolle. Wenn ausreichend Nachfrage vorhanden ist, wird man mit besseren Alleinstellungsmerkmalen auch erfolgreich launchen können.
- Größe & Gewicht: Je schwerer und größer ein Produkt ist, desto teurer ist der Versand. Das sollte einem bewusst sein, ist aber kein Kriterium für den Ausschluss. Erst bei der groben Produktkalkulation wird sich zeigen, wie viel Startkapital in etwa erforderlich ist. Größere Produkte verlangen womöglich auch ein höheres Kapital für die Warenbeschaffung.
- Saisonalität: Manche Produkte verkaufen sich z.B. im Winter öfter als im Sommer und umgekehrt. Das heißt, der Verkaufserfolg ist an eine Saison geknüpft. Wer gerade sein erstes Produkt auf den Markt bringt, sollte sich eher nicht auf saisonale Produkte fokussieren, um am Anfang kein Risiko einzugehen. Die Saisonalität eines Produktes erfährt man über X-Ray (auf das Listing klicken und Verkaufshistorie prüfen) oder Google Trends.
- Varianten: Wenn man z.B. Kleidung kauft, kann man innerhalb des Listings meistens die Größe und vielleicht auch die Farbe auswählen. Das nennt man Varianten. Ein Produkt ist also in mehr als nur einer Ausführung vorhanden. Je mehr Varianten es gibt, desto komplizierter wird die Lagerbestandsplanung. Ein T-Shirt mit drei Größen und drei Farben ergibt bereits 9 Varianten! Wenn Varianten unerlässlich sind, beschränkt man sich am besten auf maximal 5 Varianten bei einem Attribut (z.B. Farbe oder Größe). Nicht vergessen, es handelt es sich immer noch um ein Listing. Varianten erhöhen den Aufwand, aber nicht unbedingt die Sales.
- Verkaufspreis: Je teurer ein Produkt ist, desto höher sind in der Regel Einkaufspreis und Gewinn. Die Auswirkung des Preises auf die Sales hängt ganz von der Nische ab. Es gibt z.B. Märkte, in denen Premium-Produkte eine hohe Beliebtheit haben, während in anderen Nischen interessierte Käufer eher nach günstigsten Angeboten suchen. Die Preiskategorie für ein Produkt richtet sich zudem nach den verfügbaren finanziellen Mitteln.
- Startkapital: Man kann zwar nicht direkt herauslesen, wie viel ein Produkt auf Amazon im Einkauf kostet, jedoch die groben Kosten überschlagen. Eine gute Faustregel ist, dass das Startkapital für das erste Produkt ungefähr dem monatliche Umsatz vom ersten Produkt entsprechen kann. Das bedeutet bei 5.000€ Startkapital, sind Nischen realistisch in denen ein Monatsumsatz von 5-7.000€ erzielt wird. Bei mehr Startkapital kann man also entsprechend auch in Nischen mit mehr Umsatzpotenzial einsteigen.
- Komplexe Produkte: Grundsätzlich sollte man keine Produkte aufgrund von Vorurteilen oder Prinzipien ausschließen. Dennoch gibt es Kategorien, die sich für den Anfang eher weniger eignen, da umfangreiche Zertifikate oder Richtlinien einzuhalten sind. Dazu gehören u.a. alle Produkte ab 18, Lebensmittel sowie Supplements und vor allem Elektronikprodukte.
- Konkurrenz: Einer der wichtigsten Faktoren bei der Recherche ist die Konkurrenz. Besonders relevant sind hier Listings und Bewertungen. Je beliebter und etablierter die Konkurrenz ist, desto schwieriger wird es am Anfang. Trotzdem kommt es hier wieder auf die USPs des Produkts sowie die allgemeine Nachfrage im Markt an. Hat die Konkurrenz kein optimiertes Listing oder sogar schlechte Bewertungen, ist das eine ideale Chance für den erfolgreichen Einstieg in den Markt.
Nachdem man jedes Produkt bzw. jede Nische auf diese Eigenschaften geprüft und die Ergebnisse in der Excel-Tabelle festgehalten hat, muss man sich nur noch für ein Produkt entscheiden. Gerade am Anfang kann es passieren, dass sich in den ersten Durchgängen noch kein geeignetes Produkt in der Tabelle befindet. Das ist aber völlig normal und sollte einen nicht entmutigen. Die Produktrecherche darf ruhig etwas Zeit kosten, immerhin bildet sie das Fundament für alle weiteren Schritte und den Erfolg des ersten Produktes.
Produktrecherche über andere Seiten
Bei Amazon handelt es sich um die größte deutsche Produktsuchmaschine. Mit ziemlicher Sicherheit findet man hier also die meisten Produktideen. Wer später nicht auf Amazon verkaufen möchte oder nach weiteren Inspirationen sucht, kann natürlich auch auf anderen Shops und Seiten nach Inspirationen suchen.
1. Amazon.com (USA)
Auf der amerikanischen Amazon Seite findet man manchmal Produkte, die es so noch gar nicht in Deutschland gibt. Einerseits ist das natürlich eine Chance, andererseits auch ein Risiko, denn wenn das Produkt wirklich neu ist, gibt es dazu noch keine Nachfrage auf Amazon.de. Die Recherche nach Produkten auf der amerikanischen Plattform eignet sich eher, um USPs herauszufinden, die auf dem deutschen Markt noch nicht umgesetzt wurden.
2. Alibaba.com
Alibaba ist die größte B2B-Plattform und wird bei der Herstellersuche eine große Rolle spielen. Dennoch kann es sich auszahlen, schon während der Produktrecherche vorbeizuschauen. Ähnlich wie bei Amazon kann man auf der Startseite beginnen und sich einmal durch die verschiedenen Kategorien und Produkte klicken. Da die meisten Hersteller eine internationale Kundschaft bedienen, wird man vermutlich auch Produkte finden, die man in Deutschland noch nie gesehen hat. Einige Hersteller haben auf ihren Alibaba-Seiten auch den Menüpunkt Neuheiten, unter welchem man die aktuellsten Modelle findet.
3. Weitere Websites
Neben den drei bisher erwähnten Websites gibt es noch Unmengen an anderen Adressen, die man für die Produktrecherche hinzuziehen könnte. Besonders wenn man seine Produkte über den eigenen Online-Shop verkauft, kann sich die Recherche über mehrere Quellen lohnen. Die ersten Produkte sollten ähnlich wie bei Amazon keine zu hohe Nachfrage haben, da man mit kleineren Nischen schneller auf Google ranken wird. Wenn man sich bereits für ein grobes Thema entschieden hat, sollte man die anderen Shops in dem Bereich recherchieren und über Google-Tools wie KW-Finder das monatliche Suchvolumen für die jeweiligen Produkte herausfinden. So sieht man schnell, ob sich ein Produkt lohnt oder nicht. Weitere Produktideen findet man z.B. auf Instagram, Idealo, Otto, Pinterest, kleineren Shops, Hood, Ebay, Etsy oder im Einzelhandel.
Nachdem man jedes Produkt auf die oben beschriebenen Merkmale untersucht hat, wird man am Ende ein Produkt haben, welches sich aus rationaler Sicht am besten für den Start eignet. Bevor es zum nächsten Schritt geht, prüft man das entsprechende Produkt am besten nochmal, um sicherzugehen, dass man nichts übersehen hat. Dazu kann folgende Checkliste verwendet werden:
- Es ist genug Nachfrage vorhanden.
- Das Produkt ist nicht stark saisonal.
- Es werden max. 5 Varianten benötigt.
- Das notwendige Kapitel ist vorhanden.
- Schwachstellen der Konkurrenz geprüft.
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Patentrecherche: Eine wichtige Absicherung
Bevor es endlich an die Herstellersuche und die Produktion geht, muss das ausgewählte Produkt noch zwei weitere Prüfungen durchlaufen. Die erste davon ist die Patentrecherche. Bei einem Patent handelt es sich um ein sogenanntes Schutzrecht, das technische Erfindungen vor Nachahmung schützt. Da die Produktrecherche von anderen Produkten ausgeht, kann es immer sein, dass für das ausgewählte Produkt bereits ein Patent angemeldet wurde. Ist das der Fall, darf man das Produkt nicht herstellen und verkaufen. Im Falle eines Verstoßes darf der Patentinhaber den Verkauf verbieten und Schadensersatz verlangen. Auf die Patentrecherche sollte man also nicht verzichten.
Ob ein Patent vorhanden ist oder nicht, lässt sich meist schon anhand der Amazon oder Google-Shopping Ergebnisse herauslesen. Dafür einfach das Hauptkeyword in die jeweilige Suchleiste eingeben und die vorhandenen Angebote überprüfen. Wenn es viele Verkäufer gibt, die mehr oder weniger dasselbe Produkt verkaufen und nirgends das Wort Patent oder Patentiert auftaucht, gibt es vermutlich kein Patent auf das entsprechende Produkt. Da es aber auch Seller geben kann, die das Produkt einfach ohne Erlaubnis verkaufen, ist es mit diesem Schritt noch nicht getan. Am besten notiert man sich bereits die Marken und Namen der Verkäufer, da man diese später nochmal benötigt.
Als Nächstes prüft man große Marken und Shops mit ähnlichen Produkten. Da ein Patent ein ziemlich wichtiger USP ist und in den meisten Fällen auch für Marketingzwecke genutzt werden kann, erwähnen die meisten Shops oder Hersteller ihre angemeldeten Patente. Ist hier ebenfalls nichts zu finden, kann man sich noch ein bisschen sicherer sein.
Da jedes Patent öffentlich zugänglich ist, sollte man im letzten Schritt noch eine Recherche auf den entsprechenden Datenbanken durchführen. Das geschieht über Google Patents und die Recherche-Seite des DPMA (Deutsches Patent und Markenamt). Für diesen Schritt braucht man die vorher notierten Marken- und Verkäufernamen, da diese nun in das Suchfeld eingefügt werden. Gibt es keinerlei Ergebnisse, kann man ziemlich sicher sein, dass das ausgewählte Produkt nicht patentiert ist. Wenn es doch Ergebnisse gibt, sollte man das Patent genau prüfen, da es sich auch um ein anderes Produkt handeln kann, welches von der gesuchten Marke angemeldet wurde.
Weitere Informationen zum Patent, wie man ein Patent anmeldet und welche zusätzlichen Schutzrechte geprüft werden können, wird in diesem Artikel ausführlich erklärt: Patent anmelden: Anleitung zur Patentrecherche
Zertifikatsrecherche: Konformität prüfen
Das Produkt hat die Patentrecherche bestanden? Sehr gut! Im nächsten Schritt wird überprüft, ob es ggf. Zertifikate gibt, die für den Import nach Deutschland erforderlich sind. Mit Zertifikaten lässt sich nachweisen, dass das importierte Produkt alle Anforderungen an die Produktsicherheit erfüllt und entsprechend auf dem deutschen Markt verkauft werden darf. Je nach Produktart gibt es unterschiedliche Zertifikate, die man unbedingt vorher herausfinden sollte. Die Anzahl an möglichen Zertifikaten ist aber sehr überschaubar, wenn man keine zu komplexen Produkte produzieren lassen möchte. Elektronik und Lebensmittel sind z.B. etwas komplexer und müssen viele Sicherheitsstandards erfüllen.
Im ersten Schritt der Zertifikatsrecherche wird überprüft, ob das jeweilige Produkt die Voraussetzungen für eines der folgenden Zertifikate erfüllt:
- LFGB: Produkt in Berührung mit Lebensmitteln oder Schleimhäuten.
- FSC: Das Produkt besteht aus Holz oder beinhaltet Teile aus Holz.
- REACH: Das Produkt beinhaltet in irgendeiner Weise Chemikalien.
- RoHS: Das Produkt beinhaltet elektronische Komponenten.
- CE: Das Produkt muss gewisse Sicherheitsrichtlinien erfüllen.
Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird das Produkt die Voraussetzungen für min. ein Zertifikat erfüllen. In den meisten Fällen ist REACH unumgänglich, da fast jedes Produkt während der Produktion mit einer Chemikalie in Kontakt kommt. RoHS und CE findet eher Anwendung bei etwas komplexeren bzw. risikoreicheren Kategorien, wie z.B. Elektronik, Spielzeug, Medizinprodukte, Schutzausrüstung oder Sportgeräte.
Eine detailliertere Auflistung mit genauen Produktbezeichnungen und dem dazugehörigen Zertifikat gibt es in diesem Artikel: Wichtige Zertifikate für Amazon FBA: Alles was man wissen muss!
Wie geht es weiter? Wenn man die erforderlichen Zertifikate herausgefunden hat, kann sich der Produktentwicklung widmen. Wichtig ist, dass ein Zertifikat an sich kein Ausschlusskriterium sein sollte. Über Labore in Deutschland oder China kann man seine Produkte für verhältnismäßig wenig Geld testen lassen und bekommt anschließend das Zertifikat zugeschickt. Braucht ein Produkt mehrere oder komplexere Zertifikate, kann es natürlich schnell teuer werden. Das sollte man sich im Vorfeld unbedingt bewusst machen, um später keine böse Überraschung zu erleben.
Eigenes Produkt entwickeln: USPs
USP steht für Unique Selling Proposition, also Alleinstellungsmerkmal. Um ein Produkt erfolgreich auf den Markt zu bringen, braucht man USPs, die einen von der Konkurrenz abheben. Die Entwicklung hochwertiger USPs ist entscheidend für den späteren Erfolg des Produktes. Was auf den ersten Blick nach einer kreativen Aufgabe aussieht, lässt sich ziemlich analytisch abarbeiten. Dazu analysiert man die Konkurrenzprodukte hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit, Mängel, Qualität, Material, Design und Handling geprüft. Die Ergebnisse werden am besten in einer Tabelle festgehalten.
Im nächsten Schritt prüft man die Kundenbewertungen für ähnliche Produkte auf Amazon (.de und .com) und recherchiert nach Testberichten von Blogs oder YouTube-Kanälen. Das heißt, man sucht wirklich nach jedem Produkt, welches als Konkurrenz betrachtet werden kann und liest sich jede 1-4 Sternebewertung durch. Oft lohnt es sich auch, die 5-Sterne Bewertungen zu überfliegen, um herauszufinden, was Kunden an dem Produkt begeistert. Die gefundenen Kritikpunkte fügt man wieder in die Excel-Tabelle ein und macht einen Strich, wenn bestimmte Probleme häufiger auftreten. Am Ende hat man eine nach Wichtigkeit sortierte Liste mit allen Mängeln, die am eigenen Produkt verbessert werden können. Hier ein Beispiel für die Ergebnisse einer USP Recherche zu Taubenabwehr.

Für jeden aufgeschriebenen Mangel überlegt man sich nun eine Lösung und notiert diese in die entsprechende Spalte daneben. Wenn die Liste fertig bearbeitet ist, hat man den analytischen Teil der USP-Recherche geschafft. Auch wenn man jetzt schon theoretisch das beste Produkt hat, sollte man es nicht dabei belassen, sondern nach weiteren USPs suchen. Dafür ist es wichtig, absoluter Experte für das entsprechende Produkt zu werden. Das bedeutet, man arbeitet sich intensiv in den Markt und die Zielgruppe ein, liest Blogartikel, Foren und sammelt alles an Wissen, was es zum geplanten Produkt gibt. Anschließend überprüft man folgende Möglichkeiten, um weitere wichtige Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln:
- Funktionalität: Gehen mit der Nutzung des Produkts weitere Aufgaben einher, für die man weitere Zusatzprodukte braucht? Welche weiteren Funktionen könnte man in das Produkt integrieren? z.B. bei einer Knoblauchpresse wäre das z.B. die Reinigung der kleinen Löcher.
- Simplicity: Ist das Produkt unnötig kompliziert aufgebaut? Gibt es Erklärungsbedarf für die Nutzung und wie lässt sich das Produkt vereinfachen? Ein gutes Beispiel für die Umsetzung sind kleine Wandregale, die sich ohne Bohren anbringen lassen.
- Design: Spielt das Design überhaupt eine Rolle? Welche Farben und Materialien können das Produkt optisch aufwerten? Geht stark mit Simplicity einher. Je einfacher ein Produkt ist, desto schlichter das Design.
- Verpackung: Welche Verpackung eignet sich für das Produkt und die Zielgruppe? Infrage kommen z.B. die Color Box (bedruckte Box aus Pappe), die Blister-Card (Hartplastik) oder der Poly-Bag (Plastikfolie).
- Bundles: Gibt es weitere Produkte, die für die Nutzung des eigenen Produkts vorteilhaft sein könnten oder zwingend zugekauft werden müssen? Bei einem Tesa-Abroller z.B. eine Rolle Tesafilm mitliefern.
- Listing: Tatsächlich ist auch ein optimiertes Listing (Produktbilder, Verkaufstexte etc.) ein guter USP. Je schlechter die Konkurrenz optimiert ist, desto leichter hat man es später im Markt. Für langfristigen Erfolg sind die USPs am Produkt wichtiger, da das einen größeren Vorteil verschafft.
Tipp: Unabhängig davon, ob man eine Marke aufbauen will oder Cashflow-Produkte vertreibt, sollte man für sein Produkt eine Marke anmelden und ein Logo gestalten lassen. So kann man sich nicht nur vor Kopien schützen, sondern hat deutlich mehr Möglichkeiten, sein Produkt auf Amazon sichtbarer zu machen. Wie man eine Marke anmeldet, was die genauen Unterschiede zwischen Cashflow und Branding sind und wie man mit seiner Marke auf Amazon wächst, wird in diesem Artikel erklärt: Amazon FBA Marke aufbauen: Mehr Umsatz durch starkes Branding
Bei der Suche nach guten USPs geht es hauptsächlich darum, welche Probleme der Kunde aktuell hat oder haben könnte und wie man möglichst alle diese Probleme eliminiert. Je mehr Probleme man löst, desto eher wird sich der Kunde für das eigene Produkt entscheiden. Jedes gelöste Problem gibt dem Kunden einen weiteren Grund zum Kaufen. Wer sich jetzt noch intensiver mit der Entwicklung von USPs beschäftigen möchte, findet in diesem Artikel alles Wichtige: USP finden: Mit diesen 8 Faktoren dominierst du den Markt!
Fazit – Eigenes Produkt entwickeln
Ein eigenes Produkt auf den Markt zu bringen erfordert zunächst viel Arbeit und ist mit vielen verschiedenen Aufgabenbereichen verbunden. Eigene physische Produkte im E-Commerce zu verkaufen ist kein Geschäftsmodell, welches man in wenigen Tagen oder Wochen auf die Beine stellt. Vielmehr handelt es sich um den Aufbau eines langfristigen und bodenständigen Unternehmens, welches später auch an Investoren verkauft werden kann.
Das erste Mal ein Produkt zu entwickeln, wird den meisten wahrscheinlich unglaublich mühsam vorkommen. Das liegt meistens daran, dass man sich an bestimmten Aufgaben aufhängt, weil man es ja immer noch ein bisschen besser machen könnte. Um wirklich voranzukommen, sollte man die Balance zwischen Perfektionismus und Umsetzung finden und sich vertrauen, dass man gute Arbeit leistet. Es ist kein Hexenwerk, sondern ein analytisches Abarbeiten der einzelnen Schritte, welches man spätesten ab dem dritten Produkt aus dem Effeff beherrscht.
Ganz egal, was man sich vornimmt oder über welchen Marktplatz man verkaufen möchte, das wichtigste ist, in die Umsetzung zu kommen. Über den Vertrieb, das Marketing, Buchhaltung oder Zertifikate muss man sich noch keine ausführlichen Gedanken machen, wenn noch kein Gewerbe angemeldet ist. Schritt-für-Schritt vorzugehen, spielt bei der Gründung eines Unternehmens eine große Rolle.
Also – was sind die nächsten drei Schritte und was kann jetzt dafür getan werden? Wenn noch kein Gewerbe angemeldet wurde, sind es ein Termin beim Gewerbeamt und dem Finanzamt zu vereinbaren, ein Geschäftskonto zu eröffnen und die EORI-Nr. zu beantragen. Wie das geht? In diesem Artikel werden alle Schritte nachvollziehbar erklärt: Amazon FBA Anleitung: Die ersten Schritte für deinen Start!
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Produktentwicklung ist eine Abfolge klarer analytischer Arbeitsschritte, beginnend bei der Produktrecherche. Nachdem Angebot, Nachfrage und Konkurrenz überprüft wurden, können anhand der vorhandenen Rezensionen und Produkttests marktfähige USPs entwickelt werden, die man anschließend von einem Hersteller umsetzen lässt. Nach der Produktion werden die Waren importiert und Amazon verkauft.
Das Wichtigste bei einem neuen Produkt sind USPs, also Alleinstellungsmerkmale, die direkt das Produkt betreffen. Dazu gehören z.B. weitere Funktionen, ein größerer Lieferumfang, besseres Material oder ein hochwertiges Design. Nur wer das Produkt direkt verändert, wird sich langfristig im Markt positionieren. Allein auf besseres Marketing, einen günstigeren Preis oder Made-in-Germany zu setzen, ist deutlich riskanter.